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HwK Südwestfalen

Ausstellung"Kunst ist die Idee, das Handwerk ist die Ausführung"

Glasermeister Martin Vollmert wohnt in einem 200 Jahre alten Bürgerhaus inmitten von Schmallenberg. In dessen ehemaligem Kuhstall befindet sich seine Werkstatt für Glasgestaltung, die eigentlich wie ein Künstleratelier aussieht und in der er mehr als 41 Jahre lang Glaskunst anfertigte. Eine Fülle beeindruckender Werke, detaillierter Zeichnungen und zahlloser Fotografien zeugen von seiner jahrzehntelangen und immer noch andauernden künstlerischen Schaffenskraft.

Obwohl sich Martin Vollmert aus Altersgründen und wegen fehlender Nachfolge bereits 2020 von seinen Angestellten trennte und in Teilrente ging, ist er umtriebig wie eh und je. Sein aktuelles Projekt: "Stille Weihnacht" – eine Ausstellung, die er gemeinsam mit dem Verkehrsverein Schmallenberg als Veranstalter und verschiedenen Sponsoren zur Weihnachtszeit auf die Beine gestellt hat. Zwei Jahre hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert. Ein echter Kraftakt. "Besonders bedanken möchte ich mich bei Christian Koch und Dietmar Bellinger vom Verkehrsverein, bei Garten- und Landschaftsbauer Thorsten Salamon sowie bei Daniel Kriegeskorte von der Firma Metallbau Becker. Und nicht zu vergessen bei Leader, die das Projekt neben vielen weiteren Sponsoren gefördert hat", so Martin Vollmert. Ohne sie hätte er die Ausstellung nicht stemmen können. Aber worum handelt es sich denn genau? Bis Maria Lichtmess, also bis zum 2. Februar, können Bewohner und Besucher der Stadt auf dem Alten Friedhof hinter dem Rathaus insgesamt 12 beeindruckende Motive alter Kirchenfenster mit weihnachtlichen Motiven bewundern. Der Clou: Durch Beleuchtung erstrahlen die Fenster im Dunkeln und verleihen ihnen eine magische Aura. Fast so, als ob die Farben und Formen lebendig werden. "Richtig wirkt das Ganze natürlich erst mit Einbruch der Dunkelheit", erklärt der Glasermeister. Die Motive, darunter auch der mannshohe Verkündigungsengel, schimmern dann in weihnachtlichen Farben – tiefes Rot, leuchtendes Grün und sanftes Gold. "Kunst ist die Idee, das Handwerk ist die Ausführung", sagt Vollmert, der beide Welten in einer Person vereint.

Die Ursprünge seiner Leidenschaft für Glas reichen bis in die Kindheit zurück. Beeinflusst wurde er von seinem Vater, einem Schmallenberger Malermeister, der selbst auch mit Glas arbeitete. Dieses frühe Interesse für das besondere Material wurde schließlich zum Motor einer beeindruckenden Karriere als Kunstglasermeister, der bis weit über die Landesgrenzen bekannt ist.



Vom Sauerland in die Metropolen Köln und Münster

Alles begann 1967 mit Vollmerts handwerklichen Ausbildung in Altenhundem. Nach der Lehre zog es ihn recht schnell raus aus dem beschaulichen Sauerland und rein in die lebendigen Metropolen Köln und Münster. In Köln blieb er für zehn Jahre und verfeinerte in dieser Zeit sein Können. "Da habe ich das Handwerk noch einmal von der Pike auf gelernt – vom Ätzen über den Feinschliff und der Bleiverglasung bis hin zur Glasmalerei." Kirchenfenster standen auch hier schon im Mittelpunkt. Der Kölner Betrieb habe viele Arbeiten für Kirchen in den Vereinigten Staaten angefertigt. Auch am Kölner Dom durfte Vollmert mitwirken, genauer gesagt an einem Kirchenfenster, das sich vis-à-vis zum bekannten Richter-Fenster befindet. Die hier gesammelten Erfahrungen prägten seinen Weg nachhaltig und flossen auch in seine späteren Arbeiten ein. Vom Rheinland ging es anschließend noch für zwei Jahre ins westfälische Münster. 1982 hatte er, so Vollmert, dann genug und die Sehnsucht nach der Heimat trieb die Familie zurück nach Schmallenberg. Hier bezog er mit seiner Frau Anne, einer Grafikerin, besagtes Bürgerhaus, das Elternhaus der Mutter, und baute es nach seinen Wünschen und Vorstellungen um – samt integrierter Glaserwerkstatt. 



Vielfach ausgezeichnet

Für seine unzähligen Projekte im In- und Ausland erhielt Vollmert fortan immer wieder Auszeichnungen. Zu seinem Portfolio gehörten die Neuanfertigung und Restauration von Kirchenfenstern, Firmen- und Türeingängen, Glasobjekten und alles Weitere, was man sich vorstellen kann und sich aus Glas herstellen lässt. Selbst Johnny Cash hat bereits eine Auszeichnung erhalten, die in Schmallenberg angefertigt wurde. Gemeinsam mit seinen vier Gesellinnen und Gesellen, die er allesamt selbst ausgebildet hat, setzte er sowohl moderne als auch traditionelle Glasverarbeitungs- und Glasveredelungstechniken ein.

Zu den vielen Highlights seines beruflichen Schaffens gehören unter anderem die Deckenveredelung der Marie Astrid, einem Passagierschiff, das auf der Mosel und dem Rhein verkehrt, aber auch die Anfertigung von zehn Kirchenfenstern nach der Vorlage des Künstlers H. G. Bücker für die spanische Kathedrale Ávila, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Dann war da noch ein spektakulärer Auftrag für den russischen Milliardär Roman Abramowitsch. "Das war schon eine große Nummer", erinnert sich Vollmert. Auf der 115-Meter-Megayacht "Luna" des Oligarchen verbaute der Glasermeister in der Lloyd Werft Bremerhaven rund 150 Quadratmeter künstlerisch gestaltetes Glas für Türen und Trennscheiben. Ein Auftrag für einen weiteren russischen Milliardär, führte Vollmert in dessen Moskauer Villa, wo er von ihm gestaltete Innentüren aus Glas einsetzte.